Erfahrungsbericht

 

Daniel K.

Polypharmazie im Alter

 

Am 8. Mai 2020 verstarb meine Oma aufgrund einer mutmaßlichen Fehlbehandlung mit Psychopharmaka. Meines Erachtens hätte ihr gesundheitlicher Zustand anhand von einer ausreichenden Gabe von Mikronährstoffen und eine genauere Abstimmung der Medikamente stabilisiert werden können. Sie litt an Diabetes (Typ 2) und den Nebenwirkungen einer Polypharmazie in Form von Demenz.

 

Meine Oma wurde mit Psychopharmaka eher übertherapiert – sie hat jahrelang mindestens fünf Medikamente täglich verschrieben bekommen. Es ergab sich die Situation einer multifaktoriellen Morbidität, sodass sie schließlich mit 87 Jahren verstarb. Ausschlaggebender Faktor war eine Pneumonie, die sie durch den nicht beherrschbaren multiresistenten Keim Pseudomonas aeruginosa erlitt. Zu diesem Zeitpunkt war ihr Körper bereits zusätzlich geschwächt, da sie mehrere Stürze während des Klinikaufenthalts hatte.

 

Ich bin fest davon überzeugt, dass ihr, bei adäquater Behandlung und ohne Polypharmazie-induzierte Demenz durch den Hausarzt und der klinischen Geriatrie, ein würdigeres Leben und letztlich auch Sterben zu Hause hätte ermöglicht werden können – das hätte ich mir für sie gewünscht.

 

Meine Forderung ist, dass psychologische Folgen im Zusammenhang mit Polypharmazie und Nährstoffmangel in den Leitlinien von klinischen Abläufen mehr Raum bekommen und Patientinnen und Patienten im hohen Alter individueller behandelt werden.

 

 

 

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