Erfahrungsbericht

 

Prof. Dr. Richard W.

Ärztlich verordnete Medikamentenüberdosierung

 

Meine Ehefrau Michaela war zu Beginn der Behandlung 39 Jahre alt. Zu diesem Zeitpunkt war sie selbstständig und stand mitten im Leben. Sie begab sich in eine ambulante Behandlung, um eine Insomnie (Ein- und Durchschlafstörung) anzugehen. Das Schlafmittel Zolpidem erbrachte zwar die gewünschte Wirkung, sollte jedoch aufgrund unseres Kinderwunschs und dem Ziel der Tabletten-Freiheit wieder ausgeschlichen werden.

 

Daraufhin wurde meiner Frau von einem jungen Chefarzt Bromazepam verschrieben, um ihre Wach- und Schlafsituation zu stabilisieren und das Medikament anschließend ausschleichen zu lassen. Zu Beginn der Medikamentengabe zeigten sich paradoxe Wirkungen der Aktivierung statt Schlaf-Induktion, was der Arzt als zu niedrige Dosis fehlinterpretierte (u.a. wegen Fehleinschätzungen zu Wechselwirkungen und Kumulation und fehlender Blutproben).

 

Über mehrere Wochen wurde das Medikament stetig hoch dosiert und ein steigernder Verlust ihrer kognitiven Fähigkeiten sorgte mehr und mehr für unwürdige Zustände. Es vergingen Monate und eine 10- bis 60-fache Überdosis Benzodiazepine wurde verschrieben, wie aus ihrer Patientenakte hervorgeht. Mittlerweile litt meine Frau an starken Stimmungsschwankungen, Angst- und Panikzuständen, Zuständen der Verzweiflung, der Desorientiertheit und der muskulären Verkrampfungen und war nicht mehr fähig zu arbeiten.

 

Ihr Hausarzt erkannte die Überdosierung durch Blutproben, wobei 10-fach toxische, potenziell tödliche Werte festgestellt wurden. Ein Versuch einer Umsetzung auf das vorherige Medikament und das Ausschleichen des Benzodiazepins Bromazepam scheiterte, weil meine Frau nun über 6 Monate täglich bis zu 15 schwerste epileptische und Entzugsanfälle erlitt, die sie vorher nie gehabt hatte.

 

Im Zuge einer Folgebehandlung bei einem anderen Arzt benötigte es sechs weitere Jahre, um das Benzodiazepin bis unter die Toxizitätsgrenze abzusenken.

 

Meine Ehefrau erlitt dabei Anfälle, schwere Stürze, Organschäden und zunehmende Einschränkungen im Leben. Bis zu ihrem Tod hat sie unter diesen Zuständen gelitten. Sie wurde von einer gesunden, lebensfrohen, offenen Person zum Pflegefall und zu einem gebrochenen, schwer geschädigten Menschen, dessen Lebensträume zerstört wurden.

 

Ich habe alle Materialien zum Fall meiner Frau gesammelt: Unterlagen, wissenschaftliche Studien, Belege, Gutachten anderer Ärzte und Professoren. Die Expertinnen und Experten sind sich einig und fragen sich, wie es zu den Entscheidungen des Arztes gekommen war. Viele aber sehen sich befangen oder wollen gegen "ihren Kollegen" nicht aussagen.

 

Bis zum heutigen Tag ist der behandelnde Chefarzt selbst nicht bereit, seine Fehler einzusehen und Verantwortung zu übernehmen. Er verabreichte nachweislich eine tödliche, mindestens schwer schädliche Dosis von Benzodiazepinen, die schwerste Abhängigkeit und schweren Entzug verursachen, der gefährlicher ist als von Heroin. Und das alles ohne Konsequenzen für ihn.

 

Ein offenes Gespräch und eine Schuldanerkennung hätten uns geholfen mit der Situation etwas besser umzugehen.

 

 

 

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